Krisenkommunikation –
Die Königsdisziplin

Die Krise. Unkalkulierbare Größe und gefürchteter Gegenspieler zum kontrollierten unternehmerischen Alltag, Stolperstein auf dem Weg zum Erfolg und Kratzer auf dem behutsam aufgebauten Image. Dabei gibt es „die Krise“ nicht. Sie ist quasi Sammelbegriff für unterschiedliche Widrigkeiten von der Erpressung bis zum Datenverlust, von der Industriespionage bis zu Veröffentlichung vertraulicher Interna und vom Produktrückruf bis zu medialen Skandalen und Enthüllungsstories.

Gerade in Krisen kommt der Kommunikation eine besondere Schlüsselrolle zu. Denn nicht zu kommunizieren oder das Falsche zu tun, erhöht die Skandalisierungswelle. Das Problem ist nicht das Problem, sondern wie man damit umgeht. Seit mehr als 15 Jahren unterstützen wir Unternehmen, Organisationen, Verbände, Konzerne sowie den Mittelstand in der erfolgreichen Kommunikation von Krisen.

1. Regeln der Krisenkommunikation

In der Krise gilt: Je früher sie bearbeitet wird, desto besser die Lösung

Sofortige Aufklärung und eine angemessene Reaktion entscheiden maßgeblich über den Verlauf und das Ausmaß einer Krise. Innerhalb der Latenzzeit – das ist die frühe Phase, in der nur wenige im Unternehmen Bescheid wissen – müssen innerhalb kürzester Zeit das strategische Vorgehen geplant, eine schlüssige und überzeugende Argumentation aufgebaut und zielgruppengerechte Kommunikationsinstrumente vorbereitet werden. Die im Zeitalter von digitaler Berichterstattung und Social Media erheblich verkürzte Latenzzeit muss optimal genutzt werden, um die Reputation durch ein effizientes kommunikatives Krisenmanagement bestmöglich zu schützen.

Es ist das Ziel der Krisenkommunikation, Informations- und Deutungshoheit zu sichern, sämtliche interne und externe Zielgruppen über Art und Hergang der Krise zu informieren. Nur wer im Zuge dessen mit stichhaltiger Argumentation, der überzeugenden Haltung und dem richtigen Timing überzeugt, schafft es, in der Öffentlichkeit zu überzeugen.

Folgende exemplarische Regeln haben sich in der akuten Krisenkommunikation bewährt:

  1. 01

    Eine offene, auf Fakten basierende und wahrheitsgetreue Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg („man muss nicht alles sagen, aber was man sagt, muss wahr sein“).

  2. 02

    Die Veröffentlichung von Informationen wird aktiv gesteuert. Damit kommt man anderen Quellen zuvor (ist „vor der Welle“) und sichert sich die Steuerungsund Deutungshoheit.

  3. 03

    Die Masterstory legt ein einheitliches Wording fest. Wie man sie verfasst, benötigt Know-how und Erfahrungswissen und Abstimmung mit allen Protagonisten im Krisenstab. Einmal erstellt, bildet sie die Grundlage für alle internen und externen Kommunikationsmaßnahmen.

  4. 04

    Die erste und beste Quelle zum Fall sollte stets das Unternehmen bzw. die Organisation selbst sein – daher werden Fragen von Medien beantwortet und Statements gegeben. Ausnahmen gibt es allerdings auch, z.B. kriminaltaktische Überlegungen.

  5. 05

    Empathie und Kundenfreundlichkeit sollten auch im Krisenfall immer berücksichtigt werden. Dazu gehören Servicebereitschaft und vor allem Empathie gegenüber Betroffenen.

  6. 06

    Wichtig für die Problemlösung ist es, den berühmten „Schritt weiter“ zu denken: Mittels „Szenariotechnik“ werden alternativ mögliche Entwicklungen ermittelt und kommunikativ vorbereitet, um stets handlungsfähig zu bleiben. Zu den wichtigen Szenarien gehören der Best Case, der Worst Case sowie die wahrscheinlichste Entwicklung.

2. Regeln für Social Media

Für Social Media gelten ergänzende Regeln: Um auch hier die Steuerungs- und Deutungshoheit zu übernehmen, sollte folgendes beherzigt werden:

  1. 01

    Wissen, was in den Sozialen Netzen los ist: Möglichst ein 24/7 Monitoring sicherstellen und jederzeit einsatzbereit sein.

  2. 02

    Nachrichten verbreiten sich online wie ein Lauffeuer: Daher ist schnell handeln vor allem im Social Media Krisenmanagement oberste Priorität!

  3. 03

    Prozess- statt Ergebniskommunikation: Was immer in der Krise gilt, gilt hier besonders: Es gibt ein großes Bedürfnis der Follower, Fans und der Community gehört zu werden. Dieses sollte man ernst nehmen und umgehend auf Posts antworten, auch wenn es noch keine belastbaren Daten und Fakten gibt.

  4. 04

    Manche Diskussionen regelt die Community unter sich; da schaltet man sich besser nicht ein: Kraft der Community richtig einschätzen und nicht unterschätzen!

  5. 05

    Fakten sind Fakten und Emotionen sind Emotionen. Beides füllt die sozialen Netze und man sollte wissen, in welcher Welt man sich befindet und entsprechend antworten.

  6. 06

    Idealerweise liegt bereits ein Krisenkommunikations-Manual vor, in dem die Abläufe, Zuständigkeiten und Guidelines für die Online-Krisenkommunikation geregelt sind. Dazu gehört, dass das Posting in der Krise nicht Einzelpersonen überlassen werden sollte: Beurteilung und Bewertung kritischer oder besonders negativer Posts sollte im Team erfolgen – persönliche Angriffe und persönliche Beleidigungen haben so eine Chance auf realistische Einschätzung. Die Gefahr eines unnötigen Schlagabtausches“ wird so minimiert.

  7. 07

    Vorsicht vor juristischen Schritten – vorab sind unbedingt die Aussichten auf Erfolg, die Dauer des Verfahrens sowie die Gefährdung der Reputation währenddessen abzuwägen.

  8. 08

    Bewertungskriterien für Posts, Tweets Einfluss (Influence): Starker Einfluss auf die Meinungsbildung. Tonalität: Tonalität der Beiträge (aggressiv, beleidigend, bedrohend etc.). Ausmaß (Volume): Hohes Beitragslevel in der akuten Phase (zu bewerten in Relation zum normalen Beitragslevel).

3. Führungskompetenz in Krisen

Manager, Führungskräfte, Kommunikations- und Sicherheitsverantwortliche – sie alle sind in Krisen besonders gefordert, zumal, wenn sie aktiv eine Rolle im Krisenstab innehaben. In solchen kritischen Situationen zählt neben Wissen und Erfahrung vor allem der Charakter: Wie geht die Person mit Druck und Stress um? Wie mit der Anforderung, Entscheidungen unter Unsicherheit treffen zu müssen und vielleicht dabei einen Fehler zu machen? Wo bedarf es unbedingter Transparenz, wie offen kann und muss ich sein, was mache ich anderen zugänglich und wo schütze ich mich? Ein Learning der Krisenkommunikation ist: „Wer nicht redet, über den wird geredet.“ Aber wer zu viel redet, überfordert sich und öffnet möglicherweise Türen für Unterstellungen, Projektionen, Missverständnisse und Mutmaßungen. Dies gilt es in der Krise zu verhindern.

Fehlerkultur pflegen

Die Ungewissheit ist ein ständiger Begleiter des Menschen. Nur wer sie akzeptiert und eine Fehlerkultur im besten Sinne pflegt, kann aus Risiko Wert schaffen. Hier ist das Goethewort stimmig: „Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.“

Unverstellten Blick üben

In Krisensituationen ist unbedingte Sachlichkeit und ein unverstellter Blick zur Lösung des Problems notwendig. Wie oft werden Probleme erst dadurch zur Krise, dass Anfänge eines Missstandes „übersehen“ werden, da sie nicht ins Muster der Erwartungen und Vorstellungen passen? Oft handeln sehr sachliche Menschen hier vollkommen unsachlich, indem sie Dinge verschleiern, ignorieren, ausblenden und hoffen, dass sie von selber verschwinden. Das tun sie aber nicht.

Eskalationen verhindern

Krisen eskalieren, werden vor allem dann zum Skandal, wenn den Handelnden soziale Kompetenz in der Lösungsfindung fehlt: Nicht das „Was“, das „Wie“ ist entscheidend. Zum „Wie“ gehört die Fähigkeit, auf Menschen zugehen zu können, in Kontakt zu treten und den Menschen hinter dem Problem zu sehen. Der Perspektivwechsel, das in den anderen hineinversetzen, gehört zu den Kernkompetenzen in Krisen.

Sicherheit in der Unsicherheit

Die Unsicherheit ist der ständige Begleiter von Krisen: Wie verlaufen sie? Wie lassen sie sich eindämmen? Welche Entscheidung ist die richtige?, usw. Auf diese Fragen gibt es keine Antwort, denn jede Krise ist anders, jedes Unternehmen, jeder Manager geht anders mit ihr um. In der Regel fehlt Erfahrungswissen für genau die Lage, in der man gerade ist. Also was kann Sicherheit vermitteln?

Wichtige Unterstützung in Krisen:

Erstens Strukturen: Krisenhandbücher, Manuals, die in den Prozessen Sicherheit geben.
Zweitens Kollegen: Krisen meistern ist Teamaufgabe.
Drittens emotionale Intelligenz: Baugefühl und Mitgefühl zählen!

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